Ein Monat vor dem Semesteranfang kam ich in Deutschland an: Den Zulassungsbescheid fürs Studium in der Tasche und die Angst in mir vor der letzten Hürde vor dem Studienbeginn: Die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang (DSH).Da mein Studentenwohnheim erst ab Semesterbeginn verfügbar war, vorausgesetzt die Prüfung ist bestanden, wohnte ich auf dem Dachboden bei meiner Gastfamilie, weit weg von der Stadt. Ich saß den ganzen Tag alleine in meinem Zimmer und schaute fern, um mein Deutsch zu verbessern.
Bald entwickelte sich ein geselliges Beisammensein mit einer Frau Barbara Salesch und einem Herrn Alexander Hold. Von Montag bis Freitag zwischen 15-17 Uhr war ich in meinem "Büro" Sat1 und Rtl vor dem Fernseher. Zu meiner großen Freude startete ich dann als frischgebackene Jurastudentin im ersten Semester. Wie im Film "Natürlich blond" zog ich mein farbenfrohes Outfit mit farblich passenden Highheels dazu an und mischte mich in die beige-graue Chucks&Jeans Masse. Und ja, ich hatte tatsächlich einen rosafarbenen Federstift mit dabei.
Die erste Vorlesung: Zivilrecht. Eindruck: -Ist die Vorlesung auf Deutsch?
Am Telefon sagte mir meine Gasttante: -Ach mein Kind, selbst wir Deutschen verstehen Juristendeutsch nicht, es wird schon.
Dann kam Öffentliches Recht. Ich zu meinem Nachbar: -Verzeihen Sie? (Wer spricht schon einen Kommilitonen so an?) Würden Sie mir bitte sagen, was er gerade empfohlen hat? (Die höflichste Form für Fragen, haben wir im Grammatikunterricht gelernt.)
- Also *#}}% Gesetzestextsammlung ..B *^%#}
-Vielen Dank. ( hä???)
Nun war das Strafrecht an der Reihe. Überraschenderweise verstand ich so ungefähr 70% von dem, was der Professor erzählte. Und das entschied, ob ich das mit dem Studium weitermache oder lieber einen Deutschkurs besuche. Täglich 2 Strafverfahren zu verfolgen, selbst wenn es gespielt war, war für mich ein guter Fachsprachenunterricht. Was als bloßer Zeitvertreib anfing, übte einen großen Einfluss auf meine Sprachkenntnis, die mich wiederum zum Strafrecht als meinen Schwerpunkt führte. Und eines Tages, als Doktorandin im Strafrecht durfte ich sie persönlich kennenlernen. Sie hielt einen Vortrag zum Thema Berufsbilder: Richter, Anwalt, Staatsanwalt und Fernsehrichter. Beim Abschied sagte ich zu Ihr: Sie sind außerdem meine Deutschlehrerin!
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